YouTube als Informationsquelle für Patienten?
14. Januar 2016 Betty
Betty's Storytime youtube zahnarzt
Betty's Storytime youtube zahnarzt
YouTube als Informationsquelle für Patienten?
Die Videoplattform YouTube gehört zu den größten Suchmaschinen der Welt. Viele 100 Millionen Videos sind dort zu finden, auch aus dem Bereich der Zahnmedizin. Das ist hervorragend, denken sich viele Patienten und informieren sich anschaulich im Web in Form von Videos über ihre bevorstehende Zahnbehandlung. Eine im Dezember 2015 veröffentlichte Untersuchung zeigt jedoch, dass bei weitem keine einheitlichen Standards an Inhalt und Videoqualität erwartet werden dürfen. Sicherlich, für Zahnärzte ist es häufig schwer, Patienten ausführlich und anschaulich aufzuklären.
Häufig kommt dann das Zahnmodell zum Einsatz oder ein überdimensionaler Zahn, anhand derer schließlich erklärt wird, wie eine Extraktion oder gar eine Wurzelkanalbehandlung vonstatten geht. Wie einfach wäre es in diesen Fällen, auf Videoplattformen zurückzugreifen, wo Zahn-OPs mit der gehörigen Sachlichkeit patientenfreundlich aufbereitet werden. YouTube wäre eine mögliche Antwort. Schließlich finden sich dort auch ausführlich präsentierte Backrezepte, Schminkanleitungen oder Tipps zum Überlebenskampf im Dschungel. Warum sollten dort auch nicht hilfreiche Infovideos für Patienten zu finden sein.
Videos zu zahnmedizinischen Fragen auf YouTube
Die Frage, ob YouTube-Videos für die Patientenaufklärung geeignet sind, gingen 2015 irische Zahnmediziner des Dublin Dental University Hospital nach. Sie suchten gezielt nach Videos, die das Thema „Wurzelkanalbehandlung“ zeigten. Ihre Suche auf der Videoplattform starteten Sie mit den Begriffen „endodontics“, „root canal“ und „root canal treatment“. Insgesamt fanden Sie auf diese Weise 124 Clips und wählten daraus jeweils 20 pro Suchanfrage aus. Videos mit einer Spielzeit von über einer Viertelstunde wurden nicht berücksichtigt. Außerdem schlossen die Forscher Videos mit mangelhafter Audio- und Videoqualität aus.
Anschließend fand die Evaluation statt. Als Untersuchungskriterien dienten Länge, Videourheber, Anzahl der Views, Anzahl von Likes und Dislikes, Zielgruppen sowie Ton- und Bildqualität. Die Inhalte der Videos wurden anhand der Ätiologie, der Anatomie, der Prozedur, der Prognose und dem postoperativen Verlauf bewertet.
Die Ergebnisse Die Videos, welche die Forscher untersuchten, waren durchschnittlich 788 Tage alt, also nicht mehr ganz aktuell. Fast die Hälfte aller Clips wurde von Zahnärzten oder Spezialisten hochgeladen. Knapp 20 Prozent der Videos die Suchanfrage „root canal treatment“ wurde von Laien veröffentlicht. Keines der Videos konnte die Mediziner in allen sechs zuvor definierten Bereichen (Ätiologie, Anatomie etc.) überzeugen, auch wenn der Prozess des Eingriffs meist sehr detailliert und genau gezeigt wurde. Die Forscher schlossen aus ihrer Untersuchung, dass YouTube aktuell keine empfehlenswerte Informationsquelle für Patienten in Bezug auf zahnmedizinische Behandlungen ist. Denn zum einen seien die Videos alle nicht vollständig in Bezug auf die o.g. Kriterien und zum anderen seien die Qualitätsunterschiede bezüglich der Quellen sehr hoch.
Fazit
Auch wenn es heute zu nahezu jedem unserer Lebensbereiche passende Videos auf YouTube gibt, gibt es hier vor allem im zahnmedizinischen Bereich offensichtlich noch großen Nachholbedarf, was Qualität und Informationsgehalt angeht. Wichtig wären an dieser Stelle vermutlich Engagements von Zahnmedizinern, die gemeinsam mit professionellen Filmproduktionen hochwertige Patienteninformationen erstellen und diese zugänglich machen. Denkbar wären zum Beispiel auch YouTube-Kanäle, die nur von eingeschränkten Nutzergruppen verwendet werden könnten. So könnten die Ärzte ihren Patienten gezielt Videoempfehlungen geben. Was meinen Sie dazu? Haben Sie selbst schon einmal nach Zahnuntersuchungen auf YouTube gesucht? Wie sind Ihre Erfahrungen damit? Oder lehnen Sie derartige Informationsquellen per se ab?